Die Ringwald-Modelle im Franziskaner

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Im Franziskaner Museum in Villingen stehen zwei Miniatur-Abgüsse der von Klaus Ringwald gestalteten Bronzeportale des Villinger Münsters.
Die Portale selbst wurden in der Zeit von 1978 bis 1983 erschaffen und sind seitdem am Villinger Münster zu sehen.
Die Stadt Villingen-Schwenningen kaufte 2005, wie sich einer kleinen Plakette entnehmen läßt, diese Miniatur-Abgüsse des Hauptportals und des Südportals.

Miniatur Hauptportal

Dem geneigten Leser stellen sich zumindest zwei Fragen: Erstens warum erst 2005 und zweitens warum sind die Miniaturen anders als die Originale.

Modell Südportal

Der Hintergrund ist ganz einfach:

Ringwald schuf im Vorfeld Gipsmodelle, mit denen er beim Stiftungsrat vorstellig wurde um die Ausführung zu zeigen und genehmigen zu lassen. Dies war in der Zeit um 1978. Die Gipsmodelle waren teils aus Styrodur und mit Gips bestrichen. So konnte Klaus Ringwald plastisch zeigen, was er konkret vor hatte. Der Stiftungsrat hat dann anhand der vorgestellten Modelle sein Plazet zur Ausführung gegeben.

Modell des „hohen Rats“ im Südportal. Man vergleiche diese harmlose Szene mit der endgültigen Ausführung!

Die Bronzeportale wurden dann unter großer theologischer Mitwirkung u.a. von Prof. Beuter weiter entwickelt und deshalb sind die Originalmodelle am Münster anders ausgestaltet, da diese zeitlich und inhaltlich NACH den Modellen folgten.

Einige Jahre später hat die Landesregierung Baden-Württemberg unter Ministerpräsident Erwin Teufel in Bonn eine Ausstellung gegeben. In dieser Ausstellung sollte Klaus Ringwald seine Portale zeigen. Daraufhin hat Ringwald einen Nachguß der Modelle in Bronze fertigen lassen, der 1994 in der besagten Ausstellung in Bonn gezeigt wurde. Mit einem Lieferwagen fuhren Oswald Blank und Klaus Ringwald nach Bonn, übernachteten in der Landesvertretung und fuhren dann wieder zurück. Die Bronzemodelle verblieben in Bonn und sind heute in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin zu sehen.

Im Jahre 2005 entschied die Stadt Villingen-Schwenningen, ebenfalls ein Miniaturmodell ankaufen zu möchten. Daraufhin hat Klaus Ringwald ZWEI Nachgüsse machen lassen. Den einen hat er der Stadt Villingen-Schwenningen verkauft. Der zweite Nachguss ist im Ringwald-Museum in Schonach zu sehen. Die Original-Gipsmodelle sind leider verschollen.

So kommt es, dass es DREI Nachgüsse der Vorläuferausführung der Bronzeportale des Villinger Münsters gibt. Interessant für den detailverliebten Betrachter sind selbstverständlich die Unterschiede in den einzelnen Bildtafeln. Dort verbirgt sich vielfache sozialkritische Sprengkraft und Kritik an den herrschenden klerikalen Strukturen.

Südportal – Johannes im Gefängnis. Im Original wird Bezug zu Stammheim genommen!

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